#behindthescenes: Warum eigentlich Teil 1 & 2?

This tale grew in the telling …

… dieses Zitat von Prof. Tolkien ist der/dem einen oder anderen sicherlich schon einmal begegnet, vor allem, wenn man sich ein wenig für die Entstehungsgeschichte vom Herr der Ringe interessiert. Vielleicht auch das hier: „(…) it is now flowing along, and getting quite out of hand. It has reached about chapter VII and progresses towards quite unforeseen goals.” Letzteres stammt aus einem Brief Tolkiens 1938 an an seinen Verleger, in dem er ihn auf den neusten Stand bringt, was das gewünschte Sequel zum Hobbit angeht – fast 16 Jahre, bevor dieses ominöse Buch erscheinen sollte.

Tales that grew in the telling, indeed …

Was hat das jetzt aber mit Das Schicksal der Fluchträger zu tun? Seit Erscheinen wurde ich immer mal wieder gefragt, wie ich Teil 2 so schnell nach dem ersten veröffentlichen konnte oder ob ich den 2. Teil schon vorab geschrieben habe – daher will ich heut mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und erklären, wie es dazu kam.

Im Frühsommer 2023, als das Manuskript nach knappen 4 Jahren Arbeit endlich soweit fertig war, dass es einen einigermaßen präsentablen Eindruck machte, hat auch mich die Feststellung eingeholt, dass mir das Abenteuer um Fionn und Co. während besagten 4 Jahren über den Kopf gewachsen ist. Vieles kam ganz anders als anfangs gedacht, gänzlich neue Figuren haben sich eingeschlichen, neue Handlungen, Locations, Backstories, Details im Worldbuilding (Stichwort Anhänge) – und auch Ideen für die Zukunft, die ihre Schatten vorauswerfen, sodass das finale Manuskript über tausend Seiten auf die Waage brachte.

Und als dann in den folgenden Monaten, während ich mit der Landkarte beschäftigt war, abgezeichnet hat, dass ich das Buch im Selfpublishing veröffentlichen werden würde, hat sich damit auch immer mehr abgezeichnet, dass das kaum in einem großen Buch möglich sein wird: Die Kosten, die dann auf einen Schlag gekommen wären, wären schlicht zu hoch gewesen, was zur Folge gehabt hätte, dass das Buch dann auch teuer hätte sein müssen – sehr teuer. Letztlich habe ich mich aus Qualitäts- und Ausstattungsgründen für einen Auflagendruck entschieden, aber Print-on-Demand wäre bei so einem Umfang ohnehin als kostengünstigere Option weggefallen. Und außerdem bin ich persönlich auch einfach kein Fan unhandlicher 1000+ Seiten-Wälzer. 😉

Von dem her blieb nur eine wirkliche Alternative: das Manuskript halbieren und in 2 Teilen veröffentlichen, ähnlich den deutschen PB-Ausgaben von Das Lied von Eis und Feuer oder manchen Sanderson-Titeln. Dafür gabs, wie ich finde, mit dem Ende der Santísmer-Arc auch einen ganz geeigneten Cliffhanger.

Jetzt mag man sagen, ich hätte ja auch einfach kürzen können, aber: wenn ich schon im SP veröffentliche, dann wollte ich die Freiheiten, die das bietet, wenigstens ausnutzen, um meine kreative Vision auch genau so zu verwirklichen, wie ich sie so lange verfolgt habe. Das wollte ich mir an dem Punkt selbst nicht abgestehen, und da stehe ich als Autor auch nach wie vor dahinter.

Auch hab ich damals mal den Vorschlag bekommen, das Manuskript als 2 komplett separate Bücher innerhalb einer Reihe zu veröffentlichen, also auf die Betitelung mit „Teil“ 1 und 2 ganz zu verzichten. Das fand ich dann allerdings wiederum unehrlich: so waren die Bücher nicht konzipiert (Struktur, Charakterentwicklungen, etc.) und ich finde, das hätte falsche Erwartungen wecken oder enttäuschen können, wenn Teil 1 recht abrupt endet, scheinbar mitten in der Handlung. Wer nicht Bescheid weiß, stolpert, finde ich, auch ein wenig über das „Ende“ des ersten Eis & Feuer-PB-Bandes, wenn Ned die Nadel angesteckt bekommt und dann das Buch einfach aufhört …

So wie es letztlich veröffentlicht wurde, vergleiche ich die beiden Teile gern mit den alten DVDs vom Herrn der Ringe, wenn es nach dem Rat von Elrond auf einmal heißt: „the story continues on disk 2“.  

Dass DSDFT eigentlich ein großes, zusammengehöriges Buch ist, ist übrigens auch der Grund dafür, warum Teil 1 einen Prolog, aber keinen Epilog hat, und es sich bei Teil 2 umgekehrt verhält.

Es war, ist und bleibt also ein großes Buch, das erste der Chroniken von Salz & Asche, nur eben aufgeteilt in 2 Teile (oder Volumes, oder Bände, wie auch immer) – und so wird es wohl auch weitergehen, denn es ist jetzt schon absehbar, dass auch das nächste Buch, an dem ich derzeit arbeite, ähnlich umfangreich wird, wenn nicht sogar noch mehr. Und das wird dann aber eben nicht Das Schicksal der Fluchträger – Teil 3 heißen, sondern einen neuen Titel bekommen. Welchen … das will ich jetzt noch nicht verraten. 😉

Um zum Schluss nochmal den Bogen zum Einstieg mit dem Herrn der Ringe zu schließen: Auch der wurde ja anfänglich nur aus Kostengründen in 3 Teilen veröffentlicht, weil nach dem 2. Weltkrieg Papier teuer war. Wenn es nach Professor Tolkien gegangen wäre, hätte es nur ein einzelnes, großes Buch werden sollen. Und heute ist es ja in der Form erhältlich – und wer weiß, vielleicht bietet sich sowas irgendwann auch mal für die Fluchträger an?

Ich denke an eine bescheidene Jubiläumsausgabe mit Ledereinband und 4c-Illus. Aber schauen wir mal, was wird.

Alles Liebe,
euer Philipp

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Worldbuilding: Errion – die Westlichen Küstenlande