Worldbuilding: die Celdennen – das alte Volk Errions
Fionn stockte das Blut in den Adern. Mit wild klopfendem Herzen und von der Angst flachgedrücktem Atem zog er sich an der Steinwand in seinem Rücken hoch. Seine Stimme war vom vielen Weinen ausgemergelt und versagte ihm jeden Hilferuf und so tat er das Einzige, was er konnte, und wich vor den näherkommenden Augen zurück, erst langsam, dann Hals über Kopf, immer tiefer in die Dunkelheit des Felsenganges hinein, bis zu dessen Ende, wo er in eine niedrige Gewölbekammer stürzte, deren erdrückende Decke aus einem einzigen gewaltigen Felsblock bestand.
Tonscherben knirschten unter seinen nackten Füßen. Der Boden war vollkommen mit zerbrochenen Krügen, Kesseln, Vasen und anderen efeuüberwucherten Keramiken bedeckt. Schilde, Speere und eine Streitaxt lehnten an der Wand, alle gebrochen, alle moosüberwachsen. Verzweifelt hämmerte Fionn gegen den Stein, der ihm grimmig und massiv den Weg versperrte. Da begannen die Rillen und Furchen an den Wänden, sich vor seinen Augen wie in einem angstverzerrten Trugbild oder einem Alptraum aneinander zu schmiegen. Sie formten Figuren, grotesk verzerrte Menschen, Beile, Bäume und, vor Fionn, einen Hirsch mit weit ausladendem Geweih. Mit einem Entsetzen, das so kalt war wie der Nebel und die Nacht begriff er, wo sich er hier in Wirklichkeit befand. Das war keine Höhle, das war –
›Ein Hügelgrab!‹ Fionn wich von dem Stein zurück und wirbelte herum. ›Ich bin in einem verdammten Hügelgrab gelandet!‹
Fionn wusste um die düsteren Geschichten, die die Dorfältesten in Bailín über die Hügelgräber der Celdennen erzählten. Sie waren verflucht, dunkle Orte, an denen Gespenster und Unholde ohne Namen und Gestalt umgingen und wo die Krieger und Prinzen der Celdennen von einst als Nachtwandler die Pforte nach Annaur durchschritten. Diese Orte waren nicht für die Lebenden bestimmt; sie gehörten den Toten und jenen, die danach trachteten, zu ihnen zu werden …
Als Celdennen wird jenes sagenumwobenes und von Mythen umgebenes Volk bezeichnet, das einst im Grauen Alter der Welt die Länder im Westen des Großkontinents bewohnte, welche einstmals als Errion geheißen würden, und deren Spuren sich dort auch im Jahr 1877 n. L. noch immer überall finden lassen, verborgen von Schatten und Vergessen.
Überliefert ist von den Celdennen nicht viel, denn sie hatten keine eigene Schrift und hinterließen deshalb keine eigenen Aufzeichnungen (jedenfalls keine von einer solchen Art und Weise, dass die Magister imstande wären, sie zu lesen). So ist auch die Herkunft des Begriffs Celdennen nicht gesichert. Ob es sich dabei um ein Wort handelt, welches dieses Volk für sich selbst beanspruchte oder – und dies scheint wahrscheinlicher – eine Bezeichnung, die aus der alten Sprache Errions stammte, die von den Erriennen bei ihrem Einfall in den Westlichen Küstenlanden mitgebracht wurde, und welche allerdings nach der Einbindung in das H. E. R. durch Großkaiser Zenon selbst wiederum dem Verfall anheimgefallen war, lässt sich nicht mehr sagen. Alle Aussagen dahingehend müssen sich unweigerlich auf ein höchst unstetes Fundament von Vermutungen stützen. Doch so verhält es sich mit vielem, was die Celdennen anbelangt.
Das meiste von dem wenigen, was man von ihnen weiß, stammt aus den Niederschriften der Alten Westkönige, welche aber wiederum erst viele Jahre nach dem Sieg bei Cairn durch Bramyn den Eroberer und dem darauffolgenden Niedergang der Celdennenkultur abgefasst worden waren, weswegen manche Gelehrte, allen voran die Magister, die sie nach ihrem Einzug an den Hof von Santísmer im 12. Jahrhundert n. L. bearbeiteten, auch hier an ihrem Wahrheitsgehalt Zweifel geäußert haben.
Umso mehr Aufmerksamkeit muss daher den überlieferten Berichten des Perien geschenkt werden, einem Gefolgsmann – wie er im Text selbst von sich sagt – Bramyns höchstselbst, welcher sich selbst allerdings noch während den Jahren der Eroberungszüge ins Landesinnere und den Kämpfen gegen die Celdennen für die Eigenheiten seines Feindes zu interessieren begann, sodass er sich nach deren Besiegung aufmachte, ihre Gebräuche genauer zu erforschen, ehe sie vergingen; Perien nämlich erkannte, dass so, wenn man es einfach geschehen ließe, Wissen über die gewonnenen Länder verloren ginge, welches durchaus nützlich für dessen neue Bewohner sein könnte. So gelang es ihm auch, seinen Herrn und mit der zinnfarbenen Krone neu gekrönten König Bramyn von seinem Vorhaben zu überzeugen; Bramyn für seinen Teil nämlich hegte keinerlei Wunsch, die düsteren Wilden zu verstehen, welche er vertrieben hatte, und sah in ihnen keinen Nutzen, sondern nur eine schwelende Bedrohung, die es zurückzuhalten und auf lange Sicht gänzlich zu verlöschen galt.
So machte sich Perien auf, zunächst noch mit einem Geleit ausgestattet, und zog landeinwärts, dem Fluss Anneon folgend, auf jenem alten Celdennenpfad, welche denselben Lauf beschrieb, wie es heute die Alte Weststraße tut, und welcher ihn und sein Geleit alsbald in die Wälder führte, die in jenen Jahren noch näher an die Küste drängten, und die dichter standen und dunkler waren. Dort wurden sie von einer Meute Celdennenkrieger überfallen, und nach einem kurzen Gefecht, bei dem – wie er schreibt – alle bis auf Perien selbst umkamen, wurde er gefangengenommen und verschleppt.
Sein Bericht, den er später abfasste und Bramyn vorlegte, ist eine eindrückliche und ausführliche Schilderung der Sitten und Gebräuche der Celdennen, die Perien in der Zeit seiner Gefangenschaft beobachten konnte.
So heißt es darin, dass das Volk der Celdennen tatsächlich kein einziges Volk war, sondern aus vielen Stämmen bestand, die die Länder an den Küsten westlich der Menez Mintín bevölkerten, von der Halbinsel von Mauron bis hin zum Fluss Edís (wobei die Historienmagister von Aleas heute der Ansicht sind, dass die Celdennen oder ihnen zumindest ähnliche Völker auch die Länder von Arnis bewohnten), und die teils untereinander verfehdet und sogar verfeindet waren. Sie lebten in Siedlungen und Gemeinschaften, Dörfern nicht unähnlich, wohnten in langen, gedrungenen Häuserbauten aus Holz und Heu und Lehm, mit heugedeckten Dächern, von hohen Palisaden aus zugespitzten Holzpfählen umgeben, in deren Mittelpunkt sich zumeist ein großer runder Feuerplatz befand. Städte oder dergleichen kannten sie wohl nicht; auch bauten sie nicht mit Stein, mit Ausnahme der Gräber und der Stadt von Cairn, wo sie in den letzten Tagen vor dem Niedergang auch einen obersten Prinzen kürten, der sie gegen die aus dem Norden einfallenden Erriennen in die Schlacht führen sollte. Einzig hiervon zeugen heute noch die Ruinen, welche auf vorbeiziehende Wanderer und Reisende stets eine melancholische Wirkung ausüben.
Frauen und Männer hatten in diesen Gesellschaften zumeist einen ebenbürtigen Rang, wobei in nicht wenigen Fällen Frauen sogar einen höheren bekleiden konnten; dies beruhte auf Ämtern und Aufgaben oder auf der Herkunft, nicht auf dem Geschlecht, in welches sie geboren waren. So konnten Frauen ebenso wie Männer in den Kampf ziehen und Krieger sein; hingewiesen sei hier auf den Aufstand von Griann der Großen, welche, so schreibt Perien, habe man ihm erzählt, mit nur einer Hand und einem Speer drei Krieger aus den Reihen Bramyns getötet hatte. (Dies wird jedoch von den Chroniken nicht bestätigt.) Aber auch sonst genossen Frauen hohes Ansehen, wie auch die Alten.
Von ihren Gebräuchen heißt es bei Perien, dass die Celdennen Fischfang betrieben, jedoch nicht zur See fuhren und daher auch keine Schiffe aus Holz bauten; um auf den Flüssen Anneon und Belenneon zu fahren, stellten sie jedoch kleine runde Boote aus Flechtwerk her, welche mit Fellen und Häuten und durch Harz oder andere Substanzen abgedichtet wurden; für die Fahrt auf der rauen errischen See taugten diese Boote aber nicht, und die Celdennen sahen dafür wohl auch keine Notwendigkeit.
Daneben betrieben sie Viehzucht und hielten Ziegen, Hühner und Schweine, aber auch Rindvieh, welches zudem auf den Feldern eingesetzt wurde, wo man sie vor Pflüge aus Holz spannte, um die Äcker zu bestellen. Die Celdennen bauten nämlich allerlei Feldpflanzen an, darunter Emmer, Hafer und Hirse, aus denen sie grobes, würziges Brot buken, aber auch Lein, aus dem sie Stoffe fertigten, die sie sogar bunt zu färben wussten.
Ihre Gewänder, die sie gerne farbenfroh und mit gestickten Mustern, die sowohl einfache Streifen sein konnten, aber auch verspielt Tiere und Pflanzen nachahmten, geschmückt hatten, bestanden neben Leinen auch aus Fellen; nicht jedoch aus solchen der Großen Tiere des Waldes, die ihnen heilig waren; und sie waren dem wechselhaften Wetter der Westlichen Küstenlande angepasst. So hatten sie für die stürmischen Herbst- und Wintermonate beispielsweise Kapuzenmäntel, die den Regen abhielten, und gefilzte Kappen, Überwürfe und Umhänge, die an den Schultern von Fibeln aus Holz oder Knochen, selten auch aus Metall, gehalten wurden. Eine Besonderheit war, dass die Celdennen, vor allem die, welche in Küstennähe lebten, den Großteil des Jahres Barfuß gingen; obwohl sie sehr wohl Schuhwerk aus Leder und Stoffen besaßen, das für gewöhnlich knöchelhoch ging und geschnürt wurde – wobei es von Perien heißt, dass man in der Kälte des Dunklen Alters, welches nicht immer gewährt hatte, vermehrt Stiefel fertigte, die gestopft waren und Wärme boten, ebenso wie man das Mauerwerk der Häuser daher dicker baute und sie besser wärmte.
Auf die Jagd gingen die Celdennen gerne, wobei sie allerdings die Wälder im Hinterland stets mieden; hier lebten nämlich ihre Götter in den vielen Gestalten, und wer sie störte, musste mit dem Tode rechnen. Auch hüteten sie sich davor, den Héohirschen zu töten, denn er war ihnen heilig und wohlgesonnen und ein Mittler zwischen ihnen und ihren Göttern.
Außerdem verstanden sich die Celdennen auf das Brauen von Bier, welches dickflüssig und urtümlich war und mit dunklem, herbem Honig gesüßt wurde, und welches von Perien als sehr nahrhaft beschrieben wird.
Starb einer der Celdennen, wurde er in einem Grab beigesetzt, welches sich von Stand zu Stand unterschied: einfache Menschen wurden in einer ausgehobenen Grube begraben, Stammesfürsten in einer eigens angelegten Kammer. In jedem Falle gab man ihnen an Habseligkeiten mit, was sie im Leben besaßen, und schüttete über dem Grab einen Hügel auf oder legte sie in natürlichen Höhlen unter Felsen an. Es heißt, dass die Toten in manchen Nächten ihre Gräber als Nachtwandler verlassen und die schlafende Welt der Lebenden durchstreifen konnten; ja, dass sie, wenn sie zürnten, einen sogar in die unlebendige Anderswelt von Annaur hinüberzerren konnten.
Neben den alltäglichen Arbeiten, bei denen auch die Kinder mithalfen, und wenn sie nicht kämpften – denn kämpfen liebten sie, so Perien, sehr, ob im Ernst oder nur zu Schau und Spaß –, dann feierten sie auch oft und gerne und ausgelassen. Als Anlässe gab es neben erfolgreichen Jagden auch verschiedene Feiertage, die sich an den Jahreszeiten orientierten; so etwa zu den Sonnenwenden und den Tag- und Nachtgleichen, welche den Jahreslauf viertelten; ferner zu Beginn des Frühjahrs ein Fest, dessen Name von Perien als Feier der Wiederkunft des Lichtes wiedergegeben wird (dessen Bedeutung insbesondere in den Zeiten des Dunklen Alters zunahm); ein Fest zu Ehren der vielgestaltigen Götter der Wälder zum Beginn des Sommers; ein Mondfest im Spätsommer; sowie ein Totenfest, das abgehalten wurde, wenn das Jahr in den Winter überwechselte. Von letzterem ist überliefert, dass es einen Brauch beinhaltete, bei dem ein Erhängter berührt werden musste, was manche unter den Magistern zur Mutmaßung führt, dass die Celdennen zu solchen Festen Menschenopfer praktizierten; davon ist jedoch bei Perien nichts erwähnt und die meisten Magister halten davon nichts.
Bei diesen Festen wurden die Häuser geschmückt, mit allem Schönen, was die Natur gab, und meist große Feuer entzündet, um welche getanzt und gesungen wurde, jedoch sind Art, Harmonie und Klang der Stücke verlorengegangen, wie auch mögliche Texte. Es lässt sich aber vermuten, dass manches davon über die Jahrtausende nach dem Verschwinden der Celdennen in das Liedgut der Errischen übergegangen ist, die ihnen nachfolgten, so etwa das Lied von Neas und Nuala. An Instrumenten gab es Harfen, Flöten, Trommeln und einen Vorläufer jener durchdringenden Sackpfeife, welche sich bis heute in der Musik der Westlichen Küstenlande erhalten hat, wo sie häufig von der schnarrenden Bombarde begleitet wird.
Darüber hinaus waren die Celdennen auch in der Schmiedekunst bewandert. Ihre Handwerker schufen allerlei kunstfertigen Schmuck, wie etwa Armreife oder Ringe aus Bronze und Zinn, seltener auch aus Silber und Gold (davon glauben die Magister, es stammte aus den Ländern von Arnis), die bis heute von der Geschicklichkeit ihrer Schöpfer zeugen: dargestellt sind dabei häufig Tiere und Muster, welche von der Natur inspiriert sind, von Baum und Blatt, oder auch Symbole des Schutzes oder ihrer vielgestaltigen Götter; zumeist findet sich darin aber der den Celdennen so heilige Héohirsch.
Auch in der Waffenherstellung waren sie gut bewandert: Von den Celdennen geschmiedete Schwerter und Messer bestehen aus einer Legierung, deren genaue Zusammensetzung heute nicht mehr nachvollziehbar ist. Sie sind einerseits sehr robust und widerstandsfähig und können dadurch sehr lange in Gebrauch bleiben, verlangen jedoch eine aufwendige Pflege, ohne die sie schnell spröde werden und brechen. Dem härteren Stahl der Erriennen waren sie dennoch nicht gewachsen.
Neben den Frauen, Prinzen und Stammesoberhäuptern genossen unter den Celdennen vor allem die Druiden eine besondere Stellung. Von ihnen heißt es bei Perien, dass sie dunkle und vergessene Zauber beherrschten und heilkundig waren, und dass sie als Einzige die Wälder im Hinterland betreten konnten, wo die vielgestaltigen und gefährlichen Götter lebten – sie waren in den großen Tieren, den alten Bäumen und kamen aus den tiefen Schatten. Die Celdennen fürchteten sie und ehrten sie zugleich, denn sie besaßen Macht über die Erde, über das Leben und den Tod, und sie vermochten beides zu geben und zu nehmen, wie es ihnen beliebte; sie waren liebend und versorgten ihr Volk, deren Ahnherren sie waren, doch sie konnten auch grausam sein und gewalttätig; vielgestaltige und vielgesichtige Krieger und Mütter, die man sich mit dem Speer in der Hand und dem Säugling an der Brust dachte.
Doch ihre Namen wurden, wenn sie denn solche in der Zunge der Celdennen besaßen, mit dem Niedergang ihres Volkes nach der Schlacht von Cairn, als Bramyn ihre sämtlichen Hinterlassenschaften schleifen und vernichten ließ, vergessen. Die dunklen Götter verloren an Kraft, zogen sich in die Schatten ihrer Waldreiche zurück und schwanden mit dem Anbruch des Hellen Alters letztlich sonders aus der Welt; wenn es sie jemals wirklich gab.
Perien indes beschreibt in seinem Text, er habe einmal einen dieser finsteren Götter erblickt, als er an den Rand der Wälder geführt wurde, doch schweigt auch er sich über dessen genaue Erscheinung aus. Als er die Celdennen verließ, weil man ihn freiließ, wie er sagte, nachdem er sich den Göttern gestellt und von ihnen gerichtet und für gerecht empfunden worden war, und er an den Hof Bramyns an der Küste zwischen den Mündungen der Tideflüsse zurückkehrte, schenkte man diesem Teil seiner Erzählungen berechtigterweise keinen Glauben.
Die übrigen Berichte indes nahm Bramyn dankend entgegen und nutzte sie, um seine Pläne für die letzte Schlacht zu bereiten; Perien jedoch wird in den folgenden Ratssitzungen nicht mehr erwähnt, weswegen manche vermuten, er sei ob eines Verfehlens bei seiner Rückkehr in Ungnade gefallen und getilgt worden; andere wiederum behaupten, er sei aus freien Stücken zu den Celdennen zurückgekehrt. Im Übrigen wird er auch bei den Texten, die die Krönung Bramyns beschreiben, nicht unter den Anwesenden gezählt.
(Anmerkung: Über den Zeitpunkt der Krönung herrscht, ob Periens Bericht, ebenfalls Unklarheit, denn in ihm heißt es, Bramyn sei schon gekrönt gewesen, als er Perien aussandte, wohingegen die offiziellen Chroniken des Sandsteinhafens behaupten, Bramyns zinnfarbene Krone sei aus den Metallen der Waffen geschmiedet, welche den gefallenen Celdennenkriegern und ihrem Prinzen abgenommen worden waren. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine nachträglich in Periens Texte eingearbeitete Datierung? Andernfalls hieße das, die Chroniken der Alten Westkönige wären fehlerhaft und unzuverlässig.)
Über das tatsächliche Schicksal von Perien ist nichts weiter bekannt; Vermutungen reichen über Abtrünnigkeit und dass er ein Celdennenweib geehelicht hätte bis hin zu der Idee, er sei verhext worden und hätte unter einem Bann gestanden, der ihn dazu zwang, zu den Celdennen zurückzukehren, wo er von den finsteren Göttern in den tiefen Schatten für seinen Verrat verzehrt worden sei.
Wie es mit Perien selbst auch ausging, seine Erzählungen über die Celdennen erfreuten sich unter den Errischen großer Beliebtheit, abenteuerlich wie sie waren, und wurden oft weitererzählt, neu abgefasst oder durch die Zunft der Sänger in Liedern erweitert und ausgemalt; auch fanden sie unter anderem insofern Verwendung, als dass man sie kleinen Kindern erzählte, wenn man sie vor den Wäldern warnen wollte; besonders die Geschichten um die dunklen Götter waren hierbei von großem Nutzen.
Im Jahr 1877 n. L. sind seit dem Niedergang der Celdennen annähernd zweitausend Jahre ins Land gegangen, und während die Nachkommen der Eindringlinge aus dem Norden die Westlichen Küstenlande seither fest in Anspruch genommen haben, so finden sich doch noch immer überall die Spuren der einstigen Bewohner, allem voran natürlich in den Ruinen von Cairn, aber auch in Gestalt der in die Hügel getriebenen Gräberkammern oder der Celdennensteine, hochkant aufgestellte und hochragende Steinblöcke, die für sich alleine stehen können, aber auch in langen Reihen angeordnet sein sowie in Gruppen von dreien oder vieren und einen Deckstein tragen. Die meisten sind schmucklos, manche jedoch tragen seltsame Zeichen und Abbildungen der vielgestaltigen Celdennengötter und des großen Héohirsches. Ihr Zweck ist unbekannt. Aber auch sonstige Kleinodien finden sich in der Nähe solcher Stätten, aber auch hier und dort; Schmuckstücke, Ringe oder Münzen; die bestehen zumeist aus Kupfer und ähnlichen weichen Materialien und zeigen (wo nach Gebrauch und Verwitterung durch die Jahrtausende noch erkennbar) Krieger, Äxte, die vielgestaltigen Götterfiguren und vor allem den Héohirsch.
Und noch ein weiteres Erbe haben die Celdennen den Westlichen Küstenlanden hinterlassen: Denn auch wenn das Ende Periens ungeklärt verbleibt, so lassen sich über den wahren Verbleib der Celdennen Mutmaßungen anstellen, die dem widersprechen müssen, was die Chroniken von Santísmer behaupten, denn obwohl es darin heißt, die düsteren und wilden Völker von einst seien vernichtet, so konnte dies der Sippschaft Bramyns nie ganz gelingen. Es gilt als gesichert, dass, als die Erriennen in den Jahren nach der Krönung Bramyns weiter landeinwärts zogen, dort auf Nachkommen jener Celdennen trafen, die ihre Vorväter einst bekriegten, und welche vor der Schlacht von Cairn – möglicherweise durch eine Warnung Periens? – in die Berge von Keredaín flohen und dort dem Schicksal ihres Volkes entkamen.
So kam es, dass es selbst heute noch Menschen in Errion gibt, welche das dicke Blut der alten Celdennen in sich tragen und in denen ihre Namen, die sonst getilgt und vergessen wurden, fortbestehen, ebenso ihre Zähe, ihre Stärke und ihr Stolz.
Mehr zu den Celdennen erfährst du in Das Schicksal der Fluchträger – Teil 1 & 2