Worldbuilding: Sekhems Fluch

»Bitte«, sagte Fionn, »erzählt weiter! Ich möchte es wissen! Ich werd Euch bestimmt nicht verlachen!«

Es brauchte noch ein paar Züge aus der Pfeife und dazu ein paar gehörige Schlucke Branntwein, bis der Flicken-Frém im­stande war, seine Erzählung dort wieder aufzunehmen, wo er sie unterbrochen hatte.

»Die Große Dunkelheit … der Tod von allem was lebte, das wärs gewesen, ja … aber es gab Einen, der sich dem Namen­losen Schrecken entgegenstellte … einen Menschen, Sekhem, der in jenen Tagen Prinz von Amkash war. Sekhem … Aus dem Fleisch der Sternenschwärze selbst schmiedete er in den alten Schmieden von Níressar die eine Waffe, der die Macht dazu inne ist, dem Namenlosen Schrecken selbst Einhalt zu ge­bieten! Er drängte ihn zurück, bis hinter die äußersten Sterne und bannte ihn dorthin in ewigem Schlaf, auf dass er niemals wieder zurückkäme … Ja, das tat er … Sekhem, der von seinem schwarzen Blute war … er wendete das Unheil ab, das die Erde der Vernichtung zugeführt hätte.«

Heute will ich euch kurz von Sekhems Fluch berichten, jener legendären und lange verschollenen Waffe, welche alleinig fähig ist, den schrecklichen Herrn von Ombos, dem Gebieter des Schwarzen Landes von Amkash, in seinem Exil hinter den Sternen zu halten, die Fionn an jenem schicksalshaften Tag in die Hände fällt und auf die es alle abgesehen haben, insbesondere Kahrion, dem Prinz von Amkash, der verheißen ward.

Da die Niederschriften der Magister hierzu keinerlei Auskunft geben – wie im Übrigen zu allem, was mit jenen Dunklen Tagen in Zusammenhang steht – muss sich diese kurze Abfassung auf andere Quellen berufen; Gerüchte, mündliche Überlieferungen und Berichte, über deren exakte Herkunft jedoch Schweigen bewahrt werden soll, welche jedoch in ihrer einmal zusammengetragenen Gesamtheit den ungefähren Wissensstand zu dieser Thematik wiedergeben, wie er im Jahr 1877 n. L. war.

Viel ist nicht darüber bekannt, doch so viel wenigstens lässt sich nun also mit einem vertretbaren Grad an Gewissheit sagen:

Sekhems Fluch tritt in der Gestalt eines auf den ersten Blick unscheinbaren Schwertes auf, von hohem Alter gezeichnet, das fahlblaue Leder des Hefts rissig, dünn und abgewetzt, die Klinge selbst über ihre knappen 35 Zoll Länge verkerbt und vernarbt, doch verschwindend dünn, wenn man an ihr entlangblickt, und so scharf wie frisch geschmiedet. Einzig auffällig ist die Farbe, oder das absolute Fehlen einer solchen, denn sie ist schwarz wie sternlose Nacht, ohne den geringsten Widerschein oder eine Spiegelung zu zeigen. Auch scheint die Klinge aus keinem Metall geschaffen zu sein, welches den Menschen bekannt wäre.

Doch der unscheinbare Eindruck, der sich dem unwissenden Betrachter bietet, könnte trügerischer nicht sein.

Wozu Sekhems Fluch nämlich tatsächlich imstande ist, seine wahre Macht und Natur, dies offenbart sich nur wenigen, wenn sie es ziehen und halten – und wenn sie ihr standhalten können, ohne selbst zu zerbrechen; und selbst dann vermag sie sich ihnen lediglich in Bruchstücken begreiflich zu machen, so entsetzlich und gewaltig ist sie. Gegen Menschen darf es nie geführt werden, den in Wunden, die von seiner Klinge zugeführt wurden, tritt ein verheerendes Gift ein, welches jeden Willen zu zersetzen und jede Stärke zu Grausamkeit zu verkehren sucht, bis man ihm zuletzt gänzlich erliegt. Um zu verhindern, dass es überhaupt gezogen wird, gleich ob der, welcher dies tut, um die Gefahren weiß, wurde Sekhems Fluch daher schon vor langer Zeit in seine Scheide gebannt und versiegelt.

Fällt Sekhems Fluch den Häschern des wiedererstandenen und erstarkenden Amkash in die Hände, werden sie es nutzen, um die Duat wiederaufzunehmen und jene kataklysmische Vernichtung zu vollenden, welche Sekhem, der von seinem Volk seither als Verräter verrufen wird, einst vor über eintausend Jahren unterbrochen hat. Um dies zu verhindern, wird Sekhems Fluch seit den Tagen der Duat von einem Träger beschützt, der durch einen Heiligen Eid daran gebunden ist, welcher nur durch den Tod aufgehoben wird.

Lange Jahre war die Waffe des Feindes verloren und vergessen, niemand erinnerte sich mehr daran. Doch endlich, an einem heißen Sommertag an der errischen Küste im Jahre 1877 n. L., werden zwei Freunde einen verhängnisvollen Fund machen, der nicht nur ihre beiden Schicksale, sondern auch den Lauf der Welt für immer verändern wird …

 

Was dann geschieht, wie es soweit kam und was es mit Amkash, dem Namenlosen Schrecken, Sekhems Fluch und seinen Trägern auf sich hat, erfahrt ihr in Das Schicksal der Fluchträger – Teil 1 & 2

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